Die kulturelle Bedeutung der Dinge

Der Mensch ist ein Teil der Gesellschaft in der er lebt. Die Blicke der Anderen begleiten ihn ständig. Egal ob es sich um den Nachbarn, den Verkäufer oder die Kollegin handelt, sie alle warten auf Signale die darüber berichten, mit wem sie es zu tun haben. Neben den Verhaltensweisen des Individuums, inklusive seiner Gestik, Mimik, Stimme, Sprechweise, u.s.w. sind die Gegenstände mit denen er sich umgibt repräsentative Zeichen die sich innerhalb seines Kulturkreises recht verbindlich interpretieren lassen. Die Dinge lassen also Rückschlüsse auf den Besitzer zu, sie geben zu erkennen wer man sein und wo man dazu gehören möchte, sie sind ein Identitätsangebot innerhalb der Gesellschaft und letztlich auch ein Identitätsangebot sich selbst gegenüber.
Ob es sich um das Auto, den Schmuck, die Einrichtungsgegenstände, die Kleidung oder anderes handelt, die Dinge geben Auskunft über wie die Werte, Vorlieben und Lebensstile der Menschen, denn sie besitzen die Eigenschaft Gefühle zu produzieren, die sich auf etwas richten, das in den Dingen gesehen wird.

Durch ihre eigenen Konsumvorlieben bringen die Menschen also ihre Persönlichkeit zum Ausdruck. Es macht eben einen Unterschied ob jemand eine Hugo-Boss Jacke oder einen Parka trägt (um Klischees zu bemühen, wie sagte Peter Ustinov: Klischees sind verabscheuungswürdig, aber die Wahrheit muß heraus. Irgendwann kommt man dahinter, daß sämtliche Klischees wahr sind – was die allerbitterste Pille ist). Für die Menschen der industriellen Gesellschaft gehört es zur Art und Weise ihr Leben zu gestalten wie selbstverständlich dazu, bestimmte Produkt zu benutzen und andere Produkte wiederum auf gar keinen Fall nutzen zu wollen. Zu konsumieren bedeutet nicht nur, sich so seine eigene Identität zu schaffen, daher sich selbst und seine Zugehörigkeit zu inszenieren, sondern auch, sich von anderen Menschen mit anderen Lebensstilen abzusetzen. Dies alles findet in Form von Symbolen statt. Kommunikation durch Symbole ist oft der vordergründige Sinn von Konsum.

Das Wissen um die in der eigenen Umgebung geltenden Werte, Orientierungen und Symbole steht immer auch in einem gesellschaftlichen Zusammenhang den man im Laufe seines Lebens erlernt. Der Mensch wird bestimmt von den sozialen Gegebenheiten und den Strukturen die ihn geprägt haben. Die Zugehörigkeit zu einer Kultur ist nicht angeboren und auch nicht primär Erziehungssache. Von Beginn an wird Wissen in sozialen Beziehungen erworben, und zwar in einer bestimmten Sprache, geprägt von einer bestimmten Weltanschauung. So kann sich das Individuum an die im Laufe der Geschichte gewachsene Kultur und damit an seine Umwelt anpassen. Ist er dann mit der eigenen Kultur vertraut und hat er ihre Werte verinnerlicht sieht er sie schnell als selbstverständlich, als das einzig Wahre. Die Interpretation der Dinge ist also abhängig von sozialen Situationen und entwickelt sich durch die Sozialisierung.

Das Individuum weiß um die Normen, Werte und Rollenerwartungen innerhalb seiner gesellschaftlichen Umgebung, durch den Umgang mit der Gesellschaft. Seine Persönlichkeitsstruktur ist weitestgehend auf die Werte seiner Kultur abgestimmt. Jede Einstellung einer Sache gegenüber ist jedoch auch durch biografische Zusammenhänge geprägt. Man hat diese oder jene Einstellung, weil bestimmte persönliche Erfahrung in ähnlichen Situationen gemacht wurden. Neue relevante Ereignisse werden mit ähnlichen Erfahrungen verglichen und daraufhin interpretiert. Durch diese individuelle Sicht ist das Individuum in der Lage sich von den vermittelten Handlungsmodellen zu distanzieren und auf die gesellschaftliche Umwelt kreativ einzuwirken.

Der Lebensstil einer Person ist weder völlig frei wählbar, noch ist er lediglich ein Produkt der Gesellschaft. Die Wahrheit liegt zwischen diesen beiden extremen Annahmen. Kultur, Gesellschaft und Individuum bilden durch Interpretation und wechselseitige Abhängigkeit einen Lebenszusammenhang.